Konventionelle, mineralische
und fossile Dämmstoffe
Mineralfaserdämmstoffe
(Glaswolle, Steinwolle,
Schlackenwolle)
sind die am meisten genutzten Dämmprodukte und weisen ein breites
Anwendungsspektrum von der Dachdämmung, Kerndämmung,
Zwischenständerdämmung, bis hin zum verputzten Wärmedämm-Verbundsystem
auf. Die künstlichen Mineralfasern werden durch Schmelzen des
mineralischen Ausgangsmaterials und Zerblasen oder Düsenziehen
hergestellt. Die Dämmstoffe enthalten über 90 % künstliche
Mineralfasern, sowie Kunstharz, Öle und weitere Zusätze. Angeboten
werden unterschiedliche Produkte auf Mineralwollbasis. Grundsätzlich
kann zwischen leichter und dichter Mineralwolle unterschieden werden.
Glaswolle, die vor 1996 hergestellt wurde, wird als krebserregend
eingestuft. Die heute produzierten Glasfasern sind frei von
Krebsverdacht.
Kalziumsilikat-Platten
werden aus Kalk und
amorphem Silikaten
hergestellt. Sie puffern zeitweise auftretende Feuchtigkeit ab und trocknen ebenso rasch
wieder aus. Wegen des hohen pH-Wertes ist Schimmelbefall ausgeschlossen.
Kalziumsilikat ist druckfest, nichtbrennbar,
formstabil und kapillaraktiv. Die Platten werden als Innendämmung
insbesondere in sensiblen Konstruktionen eingesetzt. Je nach Herstellung
unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer Dichte, dem Brandverhalten,
der Kapillarität und Festigkeit.
Blähperlite
Als Rohstoff wird ein
glasartiges Gestein aus submariner Vulkanaktivität verwendet. Die
Herstellung erfolgt durch schockartiges Erhitzen bei Temperaturen von >
1000°C. Dabei dehnt sich das im Stein enthaltene Wasser aus und bläht
diesen bis auf das 20-fache seines ursprünglichen Volumens aus. Je nach
Anwendungsfall wird das Granulat anschließend mit Latexemulsion oder
Silikon hydrophobiert oder bituminiert. Im Brandfall kann es dann zur
Freisetzung giftiger Gase kommen. Perlite selbst sind nicht brennbar,
widerstandsfähig, ungezieferbeständig, verrottet nicht. Es ist sowohl
baubiologisch, als auch gesundheitlich als unbedenklich einzustufen.
Blähton und Vermikulit
werden durch thermische
Expansion aus
granuliertem Rohtonmaterial bei einer Temperatur von 1200°C im
Drehrohrofen hergestellt. Dabei verbrennen die organischen Bestandteile,
blähen sich auf und bilden feine Poren. Blähton kommt als Schüttdämmung
in den Handel oder wird als Leichtzuschlag in Putz und Beton verwendet.
Das in der Natur vorkommende
Rohvermikulit wird ohne Zusätze thermisch expandiert. In den
Zwischenschichten der Tone vorhandenes Kristallwasser wird in Öfen
abrupt ausgetrieben und bläht sich dabei um das 10- bis 35-fache seines
Volumens auf. Vermikulit besitzt gute wärme- und schalldämmende
Eigenschaften, ist geruchsneutral und gesundheitlich unbedenklich.
Mineralschäume
werden aus den
mineralischen Rohstoffen
Kalk, Sand, Zement und Wasser hergestellt, denen ein Porenbildner und Zuschlagstoffe beigemischt
sind. Das Materialgemisch wird anschließend in Formen gegossen und im
Autoklaven bei hohem Druck und Temperaturen von 200°C dampfgehärtet.
Danach erfolgen Plattenzuschnitt, Grundierung und Trocknung der
Dämmplatten. Die Platten sind formstabil, dampfdurchlässig, nicht
brennbar sowie faserfrei. Aufgrund der offenporigen Struktur sind sie
gut zur Schalldämmung geeignet.
Schaumglas
entsteht durch Zugabe
von Treibmitteln aus einer
Glasschmelze. Ausgangsmaterial ist üblicherweise Quarzsand, der mit Zusätzen zu Glas
geschmolzen, anschließend zu Pulver gemahlen und mit Kohlenstoffpuder
vermischt wird. In Öfen über 1000°C reagiert der Kohlenstoff unter
Bildung von Gasblasen, die den Aufschämprozess auslöen, wobei ein
geschlossenzelliger Dämstoff entsteht. Schaumglas ist druckstabil,
formstabil, frostbestädig, nimmt kein Wasser auf und ist nicht brennbar.
Weiterhin ist Schaumglas alterungs- und chemikalienbestädig. Als
nachteilig stellt sich der hohe Energieaufwand bei Herstellung und die
Verarbeitung dar. Da Schaumglas bei der Montage mit Bitumen
oder Klebern befestigt wird, ist es nicht wiederverwendbar und auch
nicht recyclingfäig, sondern muss nach dem Abriss einer Deponie
zugefürt werden.
Dämmstoffe aus nachwachsenden
Rohstoffen
Holzfasern,
Holzfaserdämmplatten oder Weichfaserplatten
werden aus Nadelholzabfällen
hergestellt. Sie bestehen fast ausschließlich aus Restholz, welches
zerkleinert und zerfasert wird. Lose Holzfasern können als Einblasdämmstoff verwendet
werden, wobei durch Verfilzung und Verzahnung die Setzungssicherheit
beim Einbringen erreicht wird. Die Herstellung von Platten erfolgt unter
Druck und Temperaturen bei ca. 380°C, wo eine Verklebung der Fasern
durch die holzeigenen Harze stattfindet. Zur Verbesserung des
Flammschutzes und gegen Schimmelpilzbefall werden diverse Chemikalien
hinzugefügt.
Holzwolleleichtbauplatten
werden unter
Bindemittelzusatz aus langfaserigen Holzspänen hergestellt. Als
Bindemittel kommen entweder Zement oder Magnesit zum
Einsatz, mit denen die Späne zu Platten gepresst werden. Aufgrund der
relativ geringen Dämmwirkung werden sie häufig als Schalung für
Schüttdämmstoffe oder als Verbundplatten in Verbindung mit anderen
Dämmstoffen eingesetzt. Durch ihre schalldämmende Wirkung werden sie
auch als Trennwände verwendet. Holzwolleleichtbauplatten haben ein hohes
Wärmespeichervermögen und sorgen für ein angenehmes Raumklima. Eine
Umweltbelastung ergibt sich bei der Gewinnung der mineralischen
Bindemittel. Eine Verbrennung oder Deponierung ist problematisch, jedoch
lassen sich die Platten gut wiederverwenden. Gesundheitlich ist dieser
Dämmstoff völlig unbedenklich.
Hobelspäne
sind Abfallspäne aus der
Holzverarbeitung von
Weichholz, meist Fichten-, Kiefern- oder Tannenholz. Die Holzspäne werden zur Verbesserung des
Brandschutzes und gegen Pilzbefall mit Sodalauge und Molke imprägniert.
Hobelspäne besitzen gute Schalldämmeigenschaften.
Sie können Wärme gut speichern und wirken feuchteregulierend.
Kork
ist ein nachwachsender Rohstoff aus den
Korkeichenwäldern im Mittelmeerraum. Die
Herstellung erfolgt durch Mahlen von geschälter Korkrinde zu Granulat,
das für die Herstellung von Backkork in Autoklaven mit Heißdampf
behandelt wird. Bei Expansion des Granulates und Bindung durch die
korkeigenen Harze entstehen Blöcke, die nach einer Ablüftzeit zu Platten
geschnitten werden. Kork ist alterungsbeständig, schalldämmend und
hochbelastbar. Er besitzt eine gute Wärmespeicherfähigkeit sowie gute
Wärmedämmeigenschaften und ist diffusionsoffen. Er ist verrottungs- und
fäulnisresistent. Als Rohstoff für die Herstellung kann auch
Recycling-Kork verwendet werden.
Zelluloseflocken
werden aus Altpapier
durch mechanische Zerkleinerung hergestellt. Im Mahlverfahren erhalten
die Flokken dabei eine dreidimensionale Struktur. Zelluloseflocken
werden je nach Anwendung im Einblasverfahren oder Sprühverfahren (analog
eines Putzes) eingebracht.
Zellulose ist ein
Recyclingmaterial mit hochwertigen Wärmespeicher- und
Wärmedämmeigenschaften. Bei der Verarbeitung kann es jedoch zu einer
erheblichen Staubentwicklung kommen, weshalb geeignete Atemschutzgeräte
getragen und Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden sollten. Es
empfiehlt sich unbedingt, eine Fachfirma zu beauftragen.
Der wichtigste Dämmstoff aus
Kunststoff ist Polystyrol-Hartschaum.
Er wird aus dem
Erdölraffinerie-Produkt Styrol hergestellt. Nach der Herstellungsart
wird zwischen Partikelschaumstoff aus verschweißtem, geblähtem Polystyrolgranulat (EPS)
und extrudergeschäumten Polystyrolschaumstoff (XPS) unterschieden.
Beim expandierten
Polystyrolpartikelschaum (EPS) wird Polystyrolgranulat mit dem
Treibmittel Pentan bei Temperaturen über 90°C vorgeschäumt. Dabei
verdampft das Treibmittel und bläht das thermoplastische Grundmaterial
bis auf das 20- bis 50-fache zu PS-Schaumpartikeln auf. Durch eine
zweite Heißdampfbehandlung werden Blökke, Platten oder Formteile
hergestellt. Bei den beispielsweise für die Dachdämmung verwendeten
profilierten Platten erfolgt die Formgebung bereits während des
Aufschäumprozesses. Aufgrund der Anforderungen des Bauordnungsrechts
wird EPS mit Flammschutzmitteln versehen.
Extrudierter Polystyrolhartschaum (XPS)
wird
als kontinuierlicher
Schaumstoffstrang hergestellt. Im Extruder wird Polystyrol
aufgeschmolzen und nach Zugabe von CO2 als Treibmittel durch eine
Breitschlitzdüse gepresst, hinter der sich dann der Schaumstoffstrang
aufbaut. Anschließend wird der Strang zu Platten gesägt und die
Randausbildung vorgenommen. Je nach Anwendungsfall wird die Schaumhaut
entfernt. Die Platte besitzt dann eine raue Oberfläche oder erhält eine
waffelförmige Prägung. XPS ist nicht UV-beständig. Als
geschlossenporiger und druckfester Dämmstoff kommt es häufig zur Dämmung
erdreichberührter Flächen zur Anwendung.
Dämmstoffe aus Polyester
werden auf der Basis von Erdöl hergestellt. Die elastisch weichen
Fasern sind seit langem aus der Textilindustrie bekannt und benötigen
keine Zusätze und Flammschutzmittel. Die im Handel angebotenen
Dämmplatten und Dämmmatten lassen sich problemlos
verarbeiten und wirken gut schallabsorbierend. Polyester ist
hautsympatisch bzw. allergikerfreundlich, diffusionsoffen,
fäulnisresistent und verrottungsbeständig.
Ausgangsstoff für Dämmstoffe aus
Polyurethan-Hartschaum (PUR)
ist meist Erdöl. Es werden aber auch
nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Zuckerrüben, Mais
oder Kartoffeln zur Herstellung verwendet. Durch chemische Reaktion der
flüssigen Grundstoffe und unter Zusatz der Treibmittel Pentan oder CO2
entsteht der Schaum. PUR-Hartschaumdämmstoffe werden industriell
entweder als Platten oder als Blöcke hergestellt. Bei der
Plattenherstellung wird das aus dem Mischkopf ausströmende
Reaktionsgemisch zwischen zwei Deckschichten eingebracht, wobei
Mineralvlies, Glasvlies, Papier-, Metall- oder Verbundfolien, Dach- und
Dichtungsbahnen als Deckschichten eingesetzt werden. PUR-Dämmstoffe sind
überwiegend geschlossenzellige, harte Schaumstoffe. Sie sind
alterungsbeständig, schimmel- und fäulnisresistent. Hinweis: EPS,
XPS und PUR Dämmstoffe können im Brandfall Gefahrstoffe freisetzen.
Seit einigen Jahren bieten
spezialisierte Hersteller Vakuumisolationspaneele an. Wegen ihrer
sehr geringen Wärmeleitfähigkeit von weniger als 0,01 W/mK kann bereits
mit geringen Materialstärken eine hohe Dämmwirkung erzielt werden.
Deshalb kommen sie vor allem für die Sanierung denkmalgeschützter
Fassaden zur Anwendung. Die Paneele sind diffusionsdicht. Bei der
Verarbeitung ist ein besonders sorgfältiger Umgang
nötig, um Beschädigungen der luftdichten Hülle zu vermeiden.
Zellulose, in Hohlräume
eingeblasen. Baumwolle besitzt gute Wärmedämmeigenschaften, ist
elastisch und deshalb gut verarbeitbar. Sie darf jedoch keiner längeren
Durchfeuchtung ausgesetzt werden, da sie nicht schimmelresistent ist. In
der Regel erfolgt eine Imprägnierung mit Borsalzen, um den
Schimmelansatz zu vermeiden und den Brandschutz zu verbessern.
Kokosfasern
werden aus dem Bast von
Kokosnüssen gewonnen.
Nach einem Verrottungsprozess erfolgt die Verarbeitung der Fasern zu einem Vlies meist ohne
weitere Zusätze. Zur Verbesserung der Beständigkeit kann eine
Imprägnierung mit Bitumen erfolgen.
Im Handel ist der Dämmstoff
als Filz, Matte oder Platte erhältlich. Unter den Naturfasern nehmen
Dämmstoffe auf Kokosfaserbasis eine Sonderstellung ein, da sie in
Bereichen verwendbar sind, wo sonst nur der Einsatz künstlicher
Materialien in Frage kommt. Die Fasern sind innen hohl, hochelastisch
und besitzen gute Wärmeund Schalldämmeigenschaften. Sie sind
diffusionsoffen und wirken so feuchtepuffernd. Darüber hinaus sind sie
strapazierfähig, insektensicher, feuchte- und formbeständig. Im
Gegensatz zu den meisten anderen Dämmstoffen können sie sich nicht
elektrostatisch aufladen.
Schilf
hat eine lange Tradition
als Baustoff. Die Schilfrohrhalme
werden mechanisch gepresst und durch verzinkte Stahldrähte
zu festen, aber biegsamen
Platten von 2 bis 10 cm Stärke verbunden. Früher wurden dünne
Schilfmatten als Putzträger an
Holzbalkendecken benutzt. Die
heute angebotenen stärkeren Formate eignen sich als dämmende
Leichtbauplatte und werden vor allem für die Außenwanddämmung (WDVS)
eingesetzt. Schilf besitzt mäßige Wärmedämmeigenschaften. Es ist von
Natur aus feuchteresistent und wirkt durch seinen hohen
Kieselsäureanteil brandhemmend.
Schafwolle
wird als Dämmfilz,
Matte, Trittschall-Dämmplatte
oder Stopfwolle angeboten. Als Rohstoff kommt gewaschene Schafschurwolle zur Anwendung,
wobei zur Herstellung von Matten teilweise Polyester- oder
Kokos-Stützfasern zugegeben werden. In der Regel wird sie mit ca. 3-5 %
Borsalz und anderen Zuschlägen imprägniert, um Brandschutz und
Mottensicherheit zu verbessern. Schafwolle ist sehr leicht zu
verarbeiten und eignet sich sehr gut für Holzkonstruktionen.
Sie ist eine Alternative zu
den PUR-Ortsschäumen zur Abdichtung beim Fenster- und Türeneinbau. Das
Material zeigt gute
Dämmeigenschaften. Es ist
hautsympathisch und von Natur aus brandhemmend. Da es bis zu 33 % seines
Eigengewichts an Feuchtigkeit
aufnehmen und diese auch
schnell wieder abgeben kann, reguliert es zusätzlich die Luftfeuchte in
den Räumen.
Dämmstoffe aus Flachs
werden aus den Kurzfasern der heimischen Flachspflanze hergestellt.
Nach dem Entfernen der Bastschicht und nach Zugabe von
Polyester-Stützfasern, lassen sich aus den Faservliesen Flachsmatten
über 10 cm Stärke herstellen. Sie sind weitgehend fäulnisresistent,
besitzen gute Wärmedämmeigenschaften und wirken feuchtepuffernd. Wegen
des geringen Wärmespeichervermögens sind sie nur bedingt für den
sommerlichen Wärmeschutz geeignet.
Als traditionelle
Kulturpflanze wird Hanf zu Dämmfilzen und Vliesen verarbeitet,
wobei Imprägnierungen meist nicht nötig sind. Teilweise kommen
Stützfasern aus Polyester zur Anwendung.
Der Dämmstoff besitzt gute
wärme- und schalldämmende Eigenschaften. Seine Fasern sind robust,
feuchtigkeitsbeständig und aufgrund ihrer Inhaltsstoffe resistent gegen
Schädlingsbefall. Aus Sicht des Umweltschutzes schneidet Hanf positiv
ab, da er als Bodenverbesserer gilt und bei seinem Anbau kein
Pestizideinsatz notwendig ist.
Baumwolldämmstoffe
werden aus der
pflanzlichen Faser hergestellt, die meist in asiatischen
Ländern als Monokulturen angebaut werden. Aus den Fasern werden Flocken
oder ein vliesartiger Dämmstoff zu Matten bis 20 cm Stärke hergestellt.
Die Flocken werden, ähnlich wie Die Variation der Datenwerte innerhalb
eines Materials erklärt sich durch unterschiedliche Produktionsverfahren
und natürliche Schwankungen der verwendeten Rohstoffe.
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